Zitat von PETER SLOTERDIJK zum Gebet und zur Demokratisierung von Prominenz in sozialen Medien:
"Seit die Menschen das Beten verlernt haben, suchen sie nach Alternativen. Das Beten, man sollte das nicht vergessen, war eine Methode, sich beim Jenseits vorzustellen.
Dem durfte man sich als Mensch mit einem inneren Anliegen empfehlen. Die modernen Kommunikationsmittel haben eine Technik geschaffen, wie man Gebete in Bitten um Aufmerksamkeit umwandelt.
Man spricht der Öffentlichkeit und dem Freundeskreis eine Rolle zu, die man früher dem Himmel und den Heiligen abverlangt hat. Instagram verkörpert das Flehen um Bedeutsamkeit mit zeitgenössischen Mitteln. Robert Gernhardt hat das neue Beten wohl am besten erfaßt: 'Lieber Gott, nimm es hin, / daß ich was Besond'res bin ...'
Natürlich haben wir Stars, die noch über den Tod hinaus einen Kult hervorrufen. Doch sind noch nie so viele Menschen mit der Hoffnung auf Bedeutsamkeit und Wahrnehmung vor ihren Mitlebenden aufgetreten. Wir erleben eine echte Demokratisierung von Prominenz. Prominenz kann jetzt an jeder Ecke generiert werden, das gehört zum magischen Appeal der sozialen Medien."
(Quelle: vermutlich aus seinem Buch 'nach Gott')