Am Tag der Befreiung
kann man man den Blick zurück und nach vorne richten.
In den 1920er Jahren leitete das Aufkommen des Radios eine neue Ära der Propaganda ein. Der Rundfunk nützte den Herrschenden ähnlich wie das Internet heute, war nur nicht so bequem zu bedienen und nicht so umfangreich in den Funktionen. Mit dem 'Volksempfänger' ließ sich das Volk in Deutschland ab 1933 auch in schlechten Zeiten bei Laune halten.
https://www.dw.com/de/vor-90-jahren-der-volksempf%C3%A4nger-als-instrument-der-nazi-propaganda/a-66540196
Mehr als die hiermit empfangbaren Sender konnte man nicht hören, außer man riskierte die Todesstrafe.
Das Ende des Zweiten Weltkriegs nannte man lange "Zusammenbruch". Diesen Tag als Feiertag zu begehen, lernte ich persönlich nicht in Deutschland (der Bundesrepublik) kennen, sondern in den Niederlanden.
Den 'Bevrijdingsdag' feiern die Menschen in NL am 5. Mai. Erst am 8.5.1945 trat in Deutschland die Kapitulation der deutschen Wehrmacht inkraft https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag-246.html .
Das heutige WDR-Zeitzeichen über den 8. Mai 1945 https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-kapitulation-deutschland-zweiter-weltkrieg-100.html bringt auch eine kritische Würdigung der Weizsäcker-Rede vor 40 Jahren.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa wurde Deutschland vom Nationalsozialismus befreit - dachte man zunächst. Aber viele Funktionsträger aus der Nazizeit konnten, insbesondere im Justizsystem, weiterarbeiten, weil es an 'unbelasteten' Personen mangelte. Hierzu wandte man auch eine "Huckepack-Regel" an: ein 'unbelasteter' Jurist konnte einen 'belasteten' zur Wiedereinstellung fürs Amt empfehlen und gegebenenfalls kontrollieren https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/227352/die-rueckkehr-der-ehemaligen-personelle-und-ideologische-kontinuitaeten-in-der-bremer-justiz-nach-1945/ .
Heute sehen wir, daß sich mit alten Vorurteilen immer noch Politik machen läßt. Nach einer aktuellen Studie gerät die Erinnerungskultur unter Druck: "So war gut ein Viertel der Befragten (25,9 %) der Auffassung, Jüdinnen und Juden nutzten die Erinnerung an den Holocaust zu ihrem persönlichen Vorteil aus. Zum ersten Mal seit Beginn der MEMO-Studienreihe stimmte eine Mehrheit der Befragten (38,1 %) der Forderung nach einem „Schlussstrich“ unter die NS-Zeit zu." https://aktuell.uni-bielefeld.de/2025/04/29/gedenkanstoss-memo-studie-warnt-vor-schwindender-erinnerung/
Der Umgang mit den modernen Nazis bleibt im Rechtsstaat Deutschland eine heikle Angelegenheit. Nimmt man rechtsstaatliche Regeln nicht ernst genug, kann der Rechtsweg kontraproduktiv wirken. Die Frage in einem Verbotsverfahren ist - verkürzt gesagt: Reden oder handeln einzelne Parteimitglieder aus eigenem Antrieb, oder verfolgt die Partei "auf höchster Ebene den großen Umsturzplan"? https://taz.de/Sachsens-Innenminister-zu-AfD-Einstufung/!6086507/ .
Die Nazi-Herrschaft hatte alte Vorurteile und Diskriminierungen gegen Juden (z.B. Martin Luther https://www.deutschlandfunkkultur.de/martin-luthers-judenschriften-die-dunkle-seite-der-100.html ) aufgefrischt und deren Leben planmäßig durch Zwangsarbeit ausgebeutet und industriell planvoll vernichtet. Ähnlich erging es Sinti und Roma, Schwarzen Menschen, Zeugen Jehovas, Kommunisten, Homosexuellen, körperlich und geistig Behinderten, Obdachlosen und allen für "asozial" erklärten Randgruppen.
Der Größenwahn der Nazis äußerte sich auch in der Monumentalarchitektur ihrer Zeit https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/95618 .
Beim Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Wohnraums wurde die dichte Bauweise aus Effizienzgründen fortgesetzt. Wohnen, Arbeiten, Naturerfahrung und Erholung wurden eher getrennt als zusammengedacht. Nur wenig zerstörte Stadtviertel wurden - soweit möglich - wieder rekonstruiert, andere entstanden völlig neu nach dem Abriß im Weg stehender Bauten https://www.zeitklicks.de/bundesrepublik-i/kultur/architektur-und-design/wiederaufbau-und-neue-wohnungen/ .
Autobahnen betrachten manche immer noch als Erfindung Hitlers, was aber ein Mythos ist https://www.dw.com/de/deutscher-mythos-adolf-hitler-und-die-autobahn/audio-16149056 .
Die A40 (von Straelen nach Dortmund) ist mir im Essener Stadtbereich aus der Zeit, als wir noch ein Auto hatten, in schlimmer Erinnerung: Die dortigen Anwohner leben eingeklemmt zwischen Gebäudefronten und Lärmschutzwänden oder offener Fahrbahn; ihr Leben wird durch Lärm und Luftverpestung vermiest https://taz.de/!6085494/ .
Der Klimawandel wirkt sich in solchen städtischen Umgebungen besonders stark aus.
Vielleicht war die B1 in Essen einmal eine normale Innenstadtstraße, wie andere Bundesstraßen vor Jahren auch.
Die Nazizeit wirkt vielerorts direkt oder indirekt nach.
#TagDerBefreiung #Bevrijdingsdag