William Gibson - Mona Lisa Overdrive
Durchgelesen und damit die Triologie durch. Es handelt sich um insgesamt 1050 Seiten in drei Romanen, die zusammen eine abgeschlossene Geschichte bilden.
Interessant ist, dass Gibson das alles vor Windows, Linux, KI und vielem mehr schrieb. Trotzdem beschreibt er ganz gut, was sich bis heute entwickelt hat. Das natürlich, wie im #SciFi üblich, in einer etwas anderen Umgebung.
Der erste Roman (Neuromancer) ist das für mich stärkste Buch, alles ist noch neu, die Geschichte ist sehr spannend, das Ende fand ich nur in kleinen Teilen unbefriedigend. Durch die vielen Metaphern und Beschreibungen kann man die Welt fast schmecken. Der zweite Roman (Count Zero) ist der für mich schwächste Teil. Gibson springt mir hier zu viel in zu kleinen Kapiteln zwischen den Charakteren hin und her. Der Cyberspace wirkt hier wie eine Nebenfigur. Der dritte Teil (Mona Lisa Overdrive) ist wieder besser. Die Geschichte wieder etwas größer. Es tauchen alle Charaktere auf, teilweise haben sie sich recht amüsant weiterentwickelt. Soweit ich das beurteilen kann, sind alle kleinen Geschichten abgeschlossen.
Was ich gut fand:
Es ist wirklich gut gemachte Science Fiction. Eine Welt, die man sich vorstellen kann, die aber nicht existiert. Einige Dinge wurden auch im Nachwort erwähnt, die missglückt sind (Bestimmte Krankheiten tauchen nicht auf, Der Osten existiert noch usw.), allerdings störten mich diese nicht. Die Charaktere sind interessant, man findet, durch die hohe Abwechslung, jemanden, mit dem man fiebern kann. Einige Dinge konnte ich nicht richtig greifen, was durchaus Spass gemacht hat.
Was ich nicht so gut fand:
Weniger das Alter hat mich hier gestört (1984), als vielmehr diese enormen Sprünge zwischen den Charakteren. Das machte vieles sehr hektisch. Und diese enorme Metaphern Vielfalt stört gegen Ende etwas, denn es nimmt der Geschichte den Fluß. Etwas mehr Story und etwas weniger Beschreibung der Welt ab der Mitte hätten dem Ganzen eventuell gut getan. Das ist natürlich auch immer eine Geschmacksfrage. Neal Stephenson hat das in seinem Buch "Snow Crash" etwas besser hinbekommen. Der Hang zu etwas abrupten Enden störte mich im ersten Buch etwas. Die Beziehung zwischen Chase und Molly war mit einem Satz zu Ende, das war merkwürdig. Aber das sind dann wirklich Kleinigkeiten.
Alles in allem fand ich die drei Bücher gut, es hat Spass gemacht einzutauchen. Es las sich gut, die Sprache ist in Ordnung, ich fand die Übersetzung nicht störend. Ich würde es empfehlen, gerade mit dem Hintergrund, dass man sich fragen kann, wer hat was erfunden? Oder wer hatte wirklich welche Idee? Denn vieles aus dem Buch ist eingetreten. Einiges auch nicht. Trotzdem ist es nicht sonderlich technisch oder erfindungsreich, sondern einfach spannend, was mit Menschen passieren könnte, wenn der Cyberspace einmal Einzug hält, in das Leben (Apple, Meta, ...)