#LasseLiest
Timothy #Snyder
#ÜberTyrannei
12/20
Nimm Blickkontakt auf und unterhalte dich mit anderen.
Das ist nicht nur eine Frage der Höflichkeit. Es gehört schlicht dazu, wenn man Bürger und verantwortungsvolles Mitglied einer Gesellschaft ist. Es dient überdies dazu, mit der Umgebung in Kontakt zu bleiben, gesellschaftliche Barrieren einzureißen und zu erkennen, wem man vertrauen kann und wem nicht. Wenn wir in eine
Kultur der Denunziation geraten sollten, wirst du über die psychologische Landschaft deiner Alltagsumgebung Bescheid wissen wollen.
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Tyrannische Regime entstanden im Europa des 20.]ahrhunderts zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten, doch den Erinnerungen ihrer Opfer ist ein einziger zärtlicher Moment gemeinsam. Ob es dabei um das faschistische Italien in den 1920er Jahren, das nationalsozialistische Deutschland der 1930er Jahre, die Sowjetunion während des Großen Terrors 1937/38 oder die Säuberungen im kommunistischen Osteuropa in den 1940er und 1950er Jahren geht - Menschen, die in der Angst vor Repressionen lebten,
erinnerten sich immer daran, wie sie von ihren Nachbarn behandelt wurden. Ein Lächeln, ein Händeschütteln oder ein Gruß, banale Gesten in einer normalen Situation, bekamen große Bedeutung. Wenn Freunde, Kollegen oder Bekannte wegschauten oder
die Straßenseite wechselten, um jeden Kontakt zu vermeiden, wuchs die Angst. Du weißt heute oder morge nicht genau, wer sich in deinem Land bedroht fühlt. Aber wenn du jeden bestärkst, kannst du sicher sein, dass sich bestimmte Leute besser fühlen werden.
In den gefährlichsten Zeiten kennen diejenigen die fliehen und überleben, in der Regel Menschen, denen sie vertrauen können. Alte Freunde zu haben ist so etwas wie eine letzte Zuflucht. Sich neue Freunde zu machen ist der erste Schritt hin zur Veränderung.